Eine australische Kohorten-Studie zu Patienten mit komplexen, chronischen Erkrankungen belegt die Sicherheit oral eingenommer Cannabismedikamente. Die Teilnehmenden hatten zu Therapiebeginn keine Erfahrungen mit Cannabis und wurden über 24 aufeinander folgende Monate mit oral appliziertem, medizinischen Cannabismedikamneten behandelt. Die Studie belegt, dass oral eingenommenes Medizinalcannabis Symptome wie Schmerzen, Schlaf sowie das allgemeine Wohlbefinden bei den Patienten über 24 Monate hinweg verbessert hat. (mehr …)

Die Verabreichung einer äußerlich angewendeten, aus pflanzlichen Cannabis gewonnenen CBD-Zubereitung ist einer neuen US-Studie zufolge mit signifikanten Verbesserungen bei Patienten mit Daumengrundgelenksarthritis verbunden. Die neusten Ergebnisse der neusten randomisierten, klinischen Studie stehen im Widerspruch zu denen einer dänischen Studie aus dem Jahr 2021. Die schlussfolgerte damals, die orale Verabreichung von synthetischem CBD lindere die Schmerzen bei Patienten mit Handarthrose nicht. Für die neue, kürzlich im Journal of Hand Surgery veröffentlichte Arbeit hatten Forscher*innen der Virginia School of Medicine eine klinische Studie am Menschen konzipiert, um das therapeutische Potenzial von CBD bei der Behandlung von Schmerzen im Zusammenhang mit Daumengrundgelenksarthrose zu untersuchen.

Konrollgruppe erhält Placebo

Sie untersuchten die Anwendung einer Dosis von 2x1/ml pro Tag in Sheabutter gelöstem CBD-Extrakt (6,2 mg CBD/ml). Phase eins der Studie wurde mit 10 gesunden Teilnehmer*innen durchgeführt, die eine Woche lang bei zweimal täglicher Anwendung beobachtet wurden. Nachdem keine unerwünschten Nebenwirkungen eintraten, begannen die Forscher*innen eine doppelblinde, randomisierte und kontrollierte Phase-2-Studie. Dazu wurden achtzehn Teilnehmer*innen mit symptomatischer Daumengrundgelenksarthritis nach dem Zufallsprinzip zwei Wochen lang zweimal täglich mit der CBD-Sheabutter Zubereitung oder nur mit Sheabutter behandelt. Der Behandlung folgte eine einwöchigen Auswaschphase. Danach erhielt die Gruppe, die zuvor nur Sheabutter behandelt wurde, das CBD-Extrakt, während die andere Gruppe reine Sheabutter bekam.

Kanadische Umfrage untermauert die Ergebnisse

"Die Behandlung mit Cannabidiol führte im Vergleich zur Kontrollgruppe zu Verbesserungen bei den von Patienten angegebenen Symptomen, einschließlich Schmerzen auf einer visuellen Analogskala, Einschränkungen des Arms, der Schulter und der Hand sowie der numerischen Einzelbewertung", berichten die Forscher*innen.

"In dieser randomisierten, kontrollierten Studie an einem einzigen Zentrum führte die äußerliche CBD-Behandlung zu einer signifikanten Verbesserung der mit der Arthritis des Daumengrundgelenks verbundenen Schmerzen und Behinderungen, ohne dass unerwünschte Nebenwirkungen auftraten," so das Fazit der Studie.

Kanadische Umfragedaten, die Anfang dieses Monats in der Zeitschrift Clinical and Experimental Rheumatology veröffentlicht wurden, berichten, dass einer von fünf Patienten mit Arthritis angibt, Cannabis therapeutisch zu verwenden.

Wissenschaftler*innen des Technion Israel Institute of Technology veröffentlichten diese Woche eine Studie, der zufolge Verwendung von medizinischem Cannabis einer Gruppe von Krebspatienten geholfen habe, ihre Schmerzsymptomatik "erheblich" zu verbessern. Zudem habe die Therapieform geholfen, andere, krebsbedingte Symptome zu lindern sowie den Opioidkonsum bei den Betroffenen zu reduzieren. Dabei stellten die Forschenden nur sehr geringe bis keine Nebenwirkungen bei der Verwendung von medizinischem Cannabis in der Krebstherapie fest. In der Zusammenfassung der Studie heißt es, Cannabis sei eine „legitime Option zur Schmerzlinderung für Krebspatienten“.

Krebstherapie mit Cannabis in Israel

Die Vorschriften des israelischen Gesundheitsministeriums (IMOH) erlauben die Verordnung von Cannabis bei der Behandlung von Krebspatienten in der Palliativphase sowie von Krebspatienten mit Nebenwirkungen einer antineoplastischen Behandlung. Die Verordnungen werden von spezialisierten Onkologen erteilt, die vom IMOH dafür eine Genehmigung erhalten haben. Der ausstellende Onkologe verordnet dann auf der Grundlage der IMOH-Leitlinien die Cannabis-Dosis, die Einnahmeform sowie die CBD und THC-Konzentration. Als Applikationsformen können das Rauchen sowie eine Inhalation der Blütenstände und/oder Ölextrakte zur sublingualen Anwendung benannt werden. Die Anfangsdosis beträgt 20 g Blütenstände oder dessen Äquivalent in Tropfen pro Monat. Als offiziellen Kontraindikationen in Israel gelten Schwangerschaft, Stillzeit, eine frühere psychotische Diagnose oder eine psychotische Erkrankung in der Familie.

Die Studie

Die Langzeitstudie wurde zwischen Januar 2019 und September 2021 unter Beteiligung fünf verschiedener Institute* durchgeführt. An der Studie konnten hebräischsprachige Patienten über 18 Jahren teilnehmen, die als Cannabis-Patienten registriert waren und über eine entsprechende Diagnose verfügten.

"Traditionell werden krebsbedingte Schmerzen hauptsächlich mit Opioid-Analgetika behandelt, aber die meisten Onkologen halten die Behandlung mit Opioiden für gefährlich, so dass alternative Therapien erforderlich sind", äußerte Studienleiter Prof. David Meiri, Assistenzprofessor am Technion Israel Institute of Technology, in einer Pressemitteilung zur Veröffentlichung der Studie.

"Unsere Studie ist die erste, die die möglichen Vorteile von medizinischem Cannabis für krebsbedingte Schmerzen bei Krebspatienten bewertet; sie sammelt Informationen vom Beginn der Behandlung an und mit wiederholten Nachuntersuchungen über einen längeren Zeitraum, um eine gründliche Analyse der Wirksamkeit zu erhalten“, so Meiri weiter.

„Wir trafen auf zahlreiche Krebspatienten, die uns fragten, ob die Behandlung mit medizinischem Cannabis Ihnen helfen könne. Unsere Überprüfung der aktuellen Studienlage legte nah, dass tatsächlich nicht viel über die Wirksamkeit von Cannabis bekannt ist. Und von dem, was bekannt war, war vieles unschlüssig – insbesondere bei der Behandlung von krebsbedingten Schmerzen“, so Studienmitautor Gil Bar-Sela, außerordentlicher Professor am Ha'Emek Medical Center Afula.

Opiodkonsum merklich gesunken

"Die Patienten füllten vor und während der sechsmonatigen Behandlungsphase anonyme Fragebögen aus. Auf deren Grundlage sammelten wir Daten zu Faktoren wie Schmerzintensität, Analgetikaverbrauch, Belastung durch Krebssymptome, sexuelle Probleme sowie anderer Nebenwirkungen", so Prof. Bar-Sela weiter.

Neben der Schmerz- und Symptomlinderung berichteten viele Patienten über eine Senkung ihres Opioidkonsums. Tatsächlich habe knapp die Hälfte aller Patienten die Einnahme von Schmerzmitteln nach sechs Monaten Cannabistherapie ganz eingestellt.

Abschließend wies Studienleiter Professor Meiri auf die Notwendigkeit hin, die Forschung zum Einsatz von Cannabis im Rahmen der Krebsbehandlung zu intensivieren.

"Obwohl unsere Studie sehr umfassend ist und zusätzliche Perspektiven zur Verwendung von medizinischem Cannabis aufzeigt, waren die Unterschiede bezüglich Geschlecht, Alter, ethnischer Zugehörigkeit sowie bei Krebsarten und dem Stadium des Krebses sehr groß. Daher sollten künftige Studien die Wirksamkeit von medizinischem Cannabis in spezifischen Untergruppen von Krebspatienten mit mehr gemeinsamen Merkmalen untersuchen."

 


*
  1 Faculty of Biology, Biology Department, Technion-Israel Institute of Technology, Haifa, Israel
2 Cancer Center, HaEmek Medical Center, Afula, Israel
3 Department of Oncology, Galilee Medical Center, Nahariya, Israel
4 Azrielly Faculty of Medicine, Bar Ilan University, Zafed, Israel
5 Faculty of Medicine, Technion-Israel Institute of Technology, Haifa, Israel

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