Der Umfang der Cannabis-Produktion für medizinische Zwecke, den Spanien jährlich an den Internationalen Suchtstoffkontrollrat (INCB) meldet, wird in diesem Jahr sprunghaft ansteigen. Der INCB hat die Aufgabe, die Einhaltung des Einheitsübereinkommens über Suchtstoffe (Single Convention On Drugs) von 1961 zu überwachen. Dazu gehört auch das Monitoring der Cannabisproduktion zu medizinischen Zwecken in den Mitgliedsstaaten.
Spanische Produktion steigt auf sechs Tonnen
Die dem spanischen Gesundheitsministerium unterstellte Agentur für Arzneimittel und Gesundheitsprodukte (AEMPS) hat dem INCB in einer Prognose mitgeteilt, dass Spanien dieses Jahr eine Produktionsmenge von insgesamt sechs Tonnen Cannabis erwarte. Seit Produktionsbeginn im Jahr 2018 hatte Spanien die Mengen nur langsam gesteigert. So waren es zu Produktionsbeginn 2018 noch 400 Kilogramm, ein Jahr später dann eine halbe Tonne. Jetzt wurde die erwartete Menge, welche 2021 noch 600 Kilo betragen hatte, überraschend verzehnfacht.
Die aktuelle Prognose umfasst die Produktion von zwei in Spanien zugelassenen, Cannabis basierten Präparaten sowie die von 22 Einrichtungen mit einer Lizenz für den Anbau von Cannabis zu Forschungs- oder medizinischen Zwecken.
Der Großteil soll exportiert werden
Das ist angesichts der Lage im Land umso überraschender. Denn in Spanien gibt es derzeit noch keine gesetzliche Grundlage, die Ärzten und Patienten im Land ermöglicht, auf eine ähnlich breite Palette Cannabis basierter Medikamente wie in Deutschland zurückzugreifen. Seit 2021 sind medizinische Cannabisblüten aus Spanien auch in deutschen Apotheken erhältlich. Die spanische Regierung arbeitet seit Jahren an einen Gesetz nach hiesigen Vorbild, das jedoch bis heute nicht verabschiedet wurde. So sind laut AEMPS zwei Drittel des produzierten Kontingents auch für den Export vorgesehen.