Dezember 15, 2022

Australische Langzeitstudie: Oral applizierte Cannabis-Medikamente sind sicher und verbessern die Lebensqualität signifikant

Eine australische Kohorten-Studie zu Patienten mit komplexen, chronischen Erkrankungen belegt die Sicherheit oral eingenommer Cannabismedikamente. Die Teilnehmenden hatten zu Therapiebeginn keine Erfahrungen mit Cannabis und wurden über 24 aufeinander folgende Monate mit oral appliziertem, medizinischen Cannabismedikamneten behandelt. Die Studie belegt, dass oral eingenommenes Medizinalcannabis Symptome wie Schmerzen, Schlaf sowie das allgemeine Wohlbefinden bei den Patienten über 24 Monate hinweg verbessert hat.

Die Analyse basiert auf Daten von nahezu 4.000 Patienten des australischen Emyria Clinical e-Registry (AECeR). Das AECeR existiert seit Dezember 2018 und ist das erste elektronische Register für Cannabis-Therapien in Australien. Im Rahmen der Studie wurden Patienten, die medizinisches Cannabis auf ärztliche Empfehlung einnahmen, über 24 Monate hinweg beobachtet.

1 477 Patienten (37,3 Prozent) berichteten über mindestens ein unerwünschtes Ereignis im Rahmen der Behandlung. Sedierung, Schläfrigkeit und Mundtrockenheit waren die am häufigsten genannten Nebenwirkungen. Bei 68,2 Prozent bzw. 79,9 Prozent dieser Ereignisse wurden die Probleme als "leicht" eingestuft. Insgesamt gab es 77 "schwerwiegende" Ereignisse, die eine Dosisanpassung oder das Absetzen des Medikaments erforderlich machten. Keine dieser Komplikationen hatte dauerhaften Folgen auf die psychische oder physische Gesundheit der Probanden.

Weniger Schmerzen, besserer Schlaf

Die Ärzte dokumentierten neben den unerwünschten Nebenwirkungen auch die positiven Effekte, die während der 24 monatigen Cannabis-Therapie auftraten. Dazu gehörten

  • Der SF-36 Score verbesserte sich über zwei Jahre hinweg signifikant bei allen gemessenen Parametern. Der SF-36 Score wird häufig in der Medizin zur Therapiekontrolle oder Verlaufsmessung eingesetzt.
  • Der Insomnia Severity Index (ISI) reicht von 0 (keine Schlafstörungen) bis 28 (ernsthafte Schlafstörungen) und verringerte sich im Durchschnitt um 5 Punkte. Das bedeutet eine signifikante Verbesserung der Schlafqualität.
  • Das Brief Pain Inventory (BPI) zeigte in der gesamten Kohorte eine Verringerung der Schmerzsymptomatik um etwa 25 % , die Schmerzintensität nahm um  24 % ab.  Diese Zahlen blieben über die zweijährige Studienphase hinweg stabil.

Die Forscher ziehen aus Ihrer zweijährigen Arbeit eine überwiegend positive Bilanz:

"Dieses große australische Kohorten-Studie mit Cannabis-Patienten mit komplexen chronischen Krankheiten, die über 24 aufeinanderfolgende Monate mit oralem Medizinalcannabis behandelt wurden, belegt die Sicherheit von oral applizierten Medizinalcannabis und zeigt, dass oral applizierte Cannabismedikamente die von Patienten und Ärzten beschriebenen Symptome bei (chronischen) Schmerzen und Schlaflosigkeit sowie das allgemeine Wohlbefinden verbessern,"

heißt es in der Zusammenfassung. Die vollständige Studie wurde in der Fachzeitschrift Public Library of Science One veröffentlicht.

 

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